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Die Tour de Soleil – die Tour der Sonne ist eine, der weniger bekannteren Skidurchquerungen in der Schweiz. Sie wird als die kleine Schwester der Haute Route bezeichnet und steht dieser auch in keinster Weise etwas nach – selbst wenn man am Ende keinen Blick auf das weltberühmte Toblerone Motiv bekommt. Die Tour ist durch und durch gefüllt mit faszinierenden Ausblicken, spannenden Gipfelmöglichkeiten, wilden Varianten und schönsten Tiefenmetern.


Wir starten in der Osterwoche Montags nach einer knackigen Anreise mit frühem Weckerklingeln, mit den Skiern am Rucksack nahe des Bahnhofs in Realp. Unser heutiges Ziel ist die Rotondohütte auf 2.570 m. Nach kurzer Zeit können wir, trotz der anfangs rechts dürftigen Schneelage auch direkt unsere Ski anschnallen und steigen bis zur Hütte in einem ständigen Wechsel aus Nebel und Regen auf. Die letzten 100 Höhenmeter zeigen sich jedoch von ihrer besten Seite: Die Sonne hat sich auf rund 2.400 m ihren Weg durch das Nebelmeer gekämpft und wir erreichen die Hütte bei einem Wolkenspiel der Extraklasse.

Unser erstes Hüttenziel: Die Rotondohütte

Gestärkt mit klassischem Schweizer Essen, den Älplermagronen fallen wir in einen kurzen, aber intensiven Schlaf im Matratzenlager. Unser Aufstehzeit für die zweite Tagesetappe ist recht früh, da wir eine weite Strecke mit einigen Höhenmetern zurücklegen müssen. Über den Gletscher zum Witenwasserenpass steigen wir ein paar Meter hinauf, bis wir über den Gerenggletscher abfahren um wieder zum Passo di Rotondo aufzusteigen. Wir möchten noch den Pizzo Rotondo mitnehmen und steigen bis zur markanten Südostrinne mit Skiern auf. Ab dort wird gestapft und wir arbeiten uns dank Spurmaschine Philippe schnell zum ausgesetzten Grat.

Morgenlicht um den Witenwasserenstock

Allerdings verharren wir nicht lange am Gipfel, denn der Westwind peitscht uns heftig um die Ohren. Traurig stimmt uns das nicht, weil wir haben schließlich noch einiges an Strecke vor uns. Für unser Ziel, die Capanna Corno Gries 2.338 m müssen wir noch mindestens zwei Mal Auf-und Abfellen.

Wie zu erwarten finden wir an den südost-ausgerichteten Hängen nur wenig guten Schnee für die Abfahrt vor: Die Sonneneinstrahlung reicht nicht aus und wird gedrückt vom kalten Wind. Daher kämpfen wir uns in der Abfahrt durch einen fiesen Harschdeckel mit einem kleinen Gegenanstieg bis zur Passstraße.
Der letzte Anstieg zur Capanna Corno Gries wirkt von hier noch erschreckend weit, obwohl wir wissen, dass es sich nur um etwa 350 weitere Höhenmeter handelt. “Nur dein halber Hausberg…” schwirrt in meinen Gedanken und das Wissen, dass wir trotzdem pünktlich zum Abendessen in der Hütte sitzen werden, stimmt ebenso alle von uns wieder glücklich.

Morgendlicher Blick zurück zur Hütte

Der nächste Morgen startet ein wenig später. Auf dem Tagesprogramm steht erstmal ein weiter Fuß-bzw. Skimarsch über den Griesgletscher. Nach einigen Kilometern im flachen Gelände zeigt sich in weiter Ferne bereits das Gipfelziel vom Mittwoch: das Blinnenhorn 3.374 m. Den Gipfel erreichen wir skitechnisch einfach wir über die Südflanke und genießen, dass der Wind sich heute in Maßen hält. Das eindrucksvolle Panorama auf das Wallis und die Berner Alpen muss man erstmal auf sich wirken lassen.

Mächtiger Griesgletscher

Nach nur wenigen Metern im Bruchharsch genießen wir die letzten Schwünge auf der Abfahrt zum Rifugio Claudio e Bruno, denn die Schneedecke hat sich mittlerweile schon gesetzt und gleicht einer Piste. Begrüßt werden wir auch hier wahnsinnig freundlich und lassen den Nachmittag am Kamin ausklingen und stärken uns dort mit leckerem italienischen Kuchen.