Klettern in Trentino: Die ersten beiden Sellatürme
Der Sellastock mit seinen markanten Sellatürmen und der berühmten Sellaronda, einer einzigartigen Skirunde und Mountainbike-Route, bildet ein imposantes Natur- und Sportparadies in den Dolomiten, das Outdoor-Enthusiasten das ganze Jahr über mit atemberaubenden Panoramen und vielfältigen Aktivitäten begeistert. Ein „kurzer“ Zustieg, kostenlose Parkplätze und unzählige Routen in sämtlichen Schwierigkeitsgraden machen die Sellatürme aber auch unter Kletter*innen wohl so beliebt.
Unsere Ziele sind der erste und zweite Sellaturm über die Kaminroute bzw die Kostnerverschneidung.
1. Sellaturm – Kaminführe (Schwierigkeitsgrad IV)
Wir starten direkt am Sellajoch. Nach etwa 20-30 Minuten Fußmarsch erreicht man den Einstieg der Kaminführe.
Hier finden sich zwar über die fünf Seillängen hin und wieder (mehr oder weniger vertrauenswürdige) Schlaghaken, jedoch ist der Großteil selbst abzusichern. Daher erfordert die Route alpinen Spürsinn – man sollte sie deshalb trotz des leichten Grades nicht unterschätzen und mit dem legen von mobilen Sicherungen gut vertraut sein. Dann jedoch bietet die Route tolle Kletterei.
Die Route: Die Kletterei beginnt mit einer tollen, leichten Seillänge über Rampen. Der Fels ist fester als er auf den ersten Blick aussieht. Der Kamin, eine kurze, aber tolle Verschneidung, die der Route ihren Namen gibt, ist zwar ein wenig speckig, aber ohne Nässe sehr gut machbar.
Die letzten Meter bis zum Gipfel des ersten Sellaturms sind „nur“ wenige Meter leichte 1er Kletterei und man wird mit einer atemberaubenden Aussicht auf das ganze Sellamassiv, die Fünffingerspitze und den Langkofel belohnt. Die Weitsicht reicht bis zur Marmolata.
Für uns ist der Klettertag noch nicht vorbei und es geht weiter auf den zweiten Sellaturm:
2. Sellaturm – Kostnerverschneidung (Schwierigkeitsgrad IV)
Die Kostnerverschneidung verläuft entlang einer äußerst auffälligen Verschneidung in der Südwand des 2. Sellaturms und zeigt ihre elegante Linienführung bereits beim Anblick vom Gipfel des ersten Sellaturms. Die Route wurde 1905 von Franz Kostner erschlossen und verdankt ihm ihren Namen.
Die Route: Wir steigen direkt nach dem Gipfel des ersten Turms mit einem kurzen Abstieg, in einer Scharte in die Tour ein. Es folgt ein kurzer Riss bis in die Schlüsselstelle: die Verschneidung. Dort befindet sich auch ein Stand, bevor die Verschneidung endet. Dadurch hat man immer Sichtkontakt innerhalb der Seilschaft. Nach einem weiteren Riss folgt ein kurzer Grat bis zum Gipfel, der sich über Köpfel absichern lässt. Wir lassen uns am Gipfel des Zweiten Sellaturms, 2.598 m, auch nochmal Zeit und genießen die Aussicht. Dieser lädt zum Verweilen ein. Nachdem eine weitere Seilschaft den Gipfel verlässt haben wir ihn sogar für uns alleine.
Abstieg: Für den Abstieg sollte man etwa 1,5h einplanen. Am Grat folgen wir einer markanten Abstiegsspur südseitig für 1-2 Meter. Etwas weiter unten befindet sich eine Abseilpiste in eine kleine Scharte(Nordseitig!). Nun geht es weiter über gut sichtbare Steigspuren Südostseitig über Geröll und Schrofen hinab auf ein Grasband und erreichen hier auch bereits den Normalweg des Ersten Sellaturms. In diesem Abschnitt erleichtern Bohrhaken die Wegfindung. Im nächsten Abschnitt geht es über Felsstufen bis zu einer Wegtrennung. Hier kann man über links abketten oder nochmal 25m abseilen. Wir entscheiden uns für das Abseilen und sind nach wenigen weiteren Geröllpassagen wieder am Zustiegsweg zum Sellapass.
Literatur: Klettern in den Dolomiten von Mauro Bernadi https://www.maurobernardi.com/de/