Die Dolomiten sind bekannt für ihre steilen Wände und die Wege, die sich immer wieder auf verblüffende Art und Weise durch diese ziehen. Das erste Oktoberwochenende haben Maggy von @youareanadventurestory und ich in Tiers am Rosengarten verbracht und konnten die schönen Herbsttage für zwei ganze besondere Touren nutzen:
Rotwand-Überschreitung
Die Rotwand-Überschreitung mit dem Masaré-Klettersteig ist neben dem Santnerpass-Klettersteig eine absolute Paradetour in der Rosengartengruppe. Mithilfe des Sessellifts Paolina sparen wir uns zunächst einige Höhenmeter, bevor es weiter zur schön gelegenen Rotwandhütte geht. Nach Westen ziehen sich in fabelhafter Dolomitenkulisse einige Serpentinen hinauf zum Klettersteigeinstieg, der Beschilderung „Majaré“ folgend. Über einige Türme geht es von dort aus, in mäßiger Schwierigkeit (B/C) auf und ab, entlang an ausgesetzten Felsbändern. Der Fels selbst ist zugegebenermaßen ein wenig speckig – kein Wunder, denn auch heute ist der Steig viel begangen. Er zählt nämlich zu einem, der schönsten Steige in den Dolomiten. Wir genießen daher die Tiefblicke, die sich immer wieder nach Osten und Westen zeigen und die frische Bergluft, die uns an diesem Herbsttag begleitet.
An der Scharte unterhalb des Klettersteiges kann man nun entscheiden, ob man am Fensterlturm vorbei, den Rotwandgipfel mitnimmt bzw. die Rotwand überschreitet oder, ob man gemütlich zurückgeht und vielleicht noch einen Stopp auf der Rotwandhütte einlegt. Wir entscheiden uns für die Rotwandüberschreitung, da wir uns zeitlich noch im Rahmen befinden, um auch im Abstieg noch die Bahn zu erwischen. Der Anstieg von Süden auf die Rotwand ist ein wenig leichter als die Passagen des Masaré-Klettersteiges. Jedoch ist in der steinschlaggefährdeten, kurzen Rinnenpassage Vorsicht geboten. Besonders wenn noch andere Klettersteig-Geher:innen unterwegs sind. Die letzten Meter schlängeln sich durch ein Geröllfeld hinauf zum fast schon plateauartigen Gipfel. Hier genießen wir sogar ein paar Minuten das Kreuz für uns alleine, bis uns ein Solokletterer aus der Ostwand entgegensteigt. Nach einer kleinen Pause begeben wir uns auf den Rückweg zum Sessellift und steigen über den nach Norden ausgerichteten Teil des Rotwandklettersteiges (B) ab zur Vaiolonscharte. Von dort aus queren wir auf der Westseite zurück zur Bergstation.
Latemarüberschreitung
Ein weiteres „Zuckerl“ unseres Dolomitenaufenthalts ist die Latemarüberschreitung, mit dem Diamantiditurm und der östlichen Latemarspitze. Wir starten am Karerpass, fahren weiter mit dem Bus und beginnen die Tour in Obereggen. Hier kann man sich dank der Bahn „Obereggen-Oberholz“ ein paar Höhenmeter bergauf sparen. Das lohnt sich, denn die gesamte Überschreitung hat mit sogar mit Liftunterstützung noch über 1.600 hm positive Höhenmeter.
Nach der kurzen Latschenzone geht es durch ein imposantes Felslabyrinth bis zur Gamsstallscharte. Von dort mäandert der Weg durch weitläufiges Karstgelände bis zum Klettersteigeinstieg an der Rotlahnerscharte, der bereits mit gewaltigen Tiefblicken beeindruckt. Der Latemarklettersteig selbst ist zwar mit (B/C) recht einfach bewertet, beinhaltet aber auch viele unversicherte Stellen, mitunter in steilem Geröll. Daher ist absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit zwingend erforderlich.
Bis zum Diamantiditurm quert man einige steile Hänge und die bekannte Scharte mit dem Blick auf die Latemartürme. In Südexposition steigen wir hinauf zum Gipfel, der den Blick auf die gestrige Tour (Rotwand und Masaré) öffnet. Kurz nach dem Gipfel folgt auch schon die Schlüsselstelle des Steiges (C). Hier muss eine kurze senkrechte, mit Trittleitern entschärfte Passage abgeklettert werden. Weiter geht es auf schmalen Bändern, welche uns an den Via Normali in der Brenta erinnern.
Vor der Biwakschachtel Mario Rigatti gilt es noch einen kleinen Grat zu überwinden, bevor es auf die östliche Latemarspitze geht. Von dort beginnt der „alpinere“ Teil der Tour. Hier müssen leichte Kletterstellen (I-) überwunden werden. Der Weg Nr. 18, der auch explizit nur für erfahrene Bergsteiger:innnen ausgeschrieben ist, erfordert hin und wieder auch Orientierung und Handanlegen, denn auch hier sind Stellen im II. zu bewältigen. Nach der kleinen Latemarscharte passieren wir südostseitig die Poppekanzel und gelangen so wieder zurück zum Karerpass.